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Wie ich Biodanza kennenlernte

Ich finde es immer unglaublich schön und spannend, zu hören, wo und wie Menschen das erste Mal mit Biodanza in Berührung kommen. Für die meisten ist ihre erste Vivencia ein unvergessliches Erlebnis. Und man weiß danach meistens direkt, ob einem Biodanza gefällt oder nicht, ob man unbedingt und unter allen Umständen weiter tanzen möchte oder ob das erste gleichzeitig das letzte Mal gewesen ist.

Doch zunächst muss man ja überhaupt erst einmal davon erfahren, dass es Biodanza überhaupt gibt! Und wenn man nicht gezielt danach sucht, weil man es noch gar nicht kennt, ist es oft wie eine Art „Zufall“. Ein schöner bunter Flyer, der dir ins Auge fällt. Vielleicht ein VHS-Kurs. Oder jemand erzählt davon und lädt dich sogar ein, einmal mitzukommen.

 

Hier kannst du von meinen ersten Erlebnissen mit Biodanza lesen. Ich wünsche Dir viel Spaß dabei!

 

 

Meine erste Begegnung mit Biodanza

 

Das erste Mal von Biodanza gehört und dann getanzt habe ich im Sommer 2010. Zu der Zeit arbeitete ich noch für eine Firma im Bereich des Ökologischen Landbaus und war regelmäßig unterwegs um unsere Lieferanten zu beraten. Auf einer dieser Touren im Raum Süddeutschland konnte ich bei einem Arbeitskollegen im Außendienst übernachten. Und der fragte mich an diesem Abend: „Ich gehe heute Abend zum Biodanza, kommst Du mit?“

Bis zu diesem Moment hatte ich noch nie von Biodanza gehört oder gelesen. Es war etwas gänzlich Neues für mich. Ich hatte vorher weder einen Flyer gesehen, noch irgendwen davon erzählen hören. Ich verstand nur so viel aus den Erklärungen meines Arbeitskollegen, dass es eine Art zu tanzen sein musste. Bewegt hatte ich mich immer schon gern, getanzt aber eher wenig. Und richtig frei tanzen, ohne Schrittfolgen, einfach nur so, das konnte ich ungefähr an einer Hand abzählen.

 

Normalerweise bin nicht so spontan bei Entscheidungen. Vor allem, wenn ich etwas noch nicht kenne. Aber an diesem Abend sagte ich erstaunlicherweise sofort ja. Im Hinterkopf noch den Gedanken: „Es ist ja nur ein Abend. Entweder es wird toll, oder es ist halt eine Erfahrung.“

Ganz ehrlich: ich glaube nur aufgrund eines Flyers wäre ich persönlich wahrscheinlich nicht den Schritt gegangen, Biodanza einmal auszuprobieren. Aber ich wurde eingeladen! Ich musste also nicht alleine hingehen. Ich musste auch nichts organisieren. Mich nicht selbst anmelden, keine Fahrtroute planen und mir den Kopf nicht zerbrechen wegen freien Parkplätzen und ob ich den Tanzraum dann auch wirklich finden würde. Und so tanzte ich an diesem Abend das erste Mal Biodanza. An diesen eigentlich sehr denkwürdigen Abend kann ich mich lustigerweise nur noch sehr verschwommen erinnern. Zumindest nicht in den Details, welche Tänze wir getanzt haben, oder welche Menschen dabei waren. Aber es hat mir gefallen, sehr sogar!

 

Lebendig, verbunden, glücklich!

 

Ja, meine Erinnerungen an den Abend sind ziemlich verschwommen. Ist ja auch schon eine Weile her. Ich weiß noch, dass es in Augsburg war. Dass die Biodanza-Leiterin dunkle Haare hatte, eher ruhig in ihrer Art und ich glaube aus Canada war. Und dass wir zum Thema „Fließen“ tanzten. Wir waren vielleicht 10 oder 12 Leute und es machte Spaß, ich fühlte mich wohl, ich konnte mit Leichtigkeit tanzen und in Kontakt gehen. An viel mehr Einzelheiten kann ich nicht erinnern.

Aber ich erinnere mich an das Gefühl hinterher. An diese unglaubliche Lebendigkeit und Leichtigkeit im Körper. An die Zufriedenheit und Verbundenheit mit mir und dem Leben. In dieser Intensität, dieser Form, zusammen mit anderen Leuten hatte ich das vorher noch nie verspürt. Es war wie ein Blick in eine neue, wunderschöne, faszinierende Welt, in die ich kurz einmal eingetaucht war. Eine so schöne Erfahrung, dass für mich sofort feststand: davon brauche ich mehr, ich möchte wieder und tiefer eintauchen, das möchte ich unbedingt nochmal erleben!

Ich war fest entschlossen. Und dennoch wäre es fast nicht zu einem zweiten Mal gekommen.

 

Auf der Suche: wo kann ich Biodanza tanzen?

 

Zurück zu Hause suchte ich ziemlich sofort nach Biodanza-Möglichkeiten für mich. Direkt in der Nähe fand ich leider erstmal nichts. Zu der Zeit war Biodanza noch weniger verbreitet und man stelle sich vor, noch nicht mal alle Anbieter*innen hatten eine Webseite! Doch schließlich wurde ich fündig, wenn auch in einer größeren Entfernung. Und ich meldete mich an, direkt zu einem Tages-Workshop am Wochenende! Ich freute mich darauf.

 

Der Workshop rückte näher, ich hatte alles organisiert. Mir ein Betriebsauto dafür ausgeliehen und die Adresse rausgesucht, Tanzklamotten bereitgelegt. Doch einen Tag vorher bekam ich plötzlich kalte Füße. Das erste Biodanza-Erlebnis war schon mehrere Wochen her, das Gefühl und die Begeisterung nicht mehr so präsent. Dafür tauchten bei mir jetzt Ängste und Bedenken auf. Irgendein Anteil in mir gab sich die größte Mühe, Gründe dafür zu finden, warum es eine sehr schlechte Idee sei, zu diesem Biodanza-Workshop zu fahren. Fremde Menschen, eine fremde Gruppe. Ich ganz allein. Ein ganzer Tag. Wie das wohl werden würde? Dazu stresste mich der Gedanke an die Fahrt mit dem Auto in die unbekannte Stadt und die nötige Parkplatzsuche.

 

Zwischen Angst und Mut

 

Am Morgen des Workshops war ich völlig hin- und hergerissen und ich beschloss, nicht zu fahren. Weil mir aber Zuverlässigkeit doch sehr wichtig war, wollte ich nicht einfach wegbleiben, ohne wenigstens Bescheid zu sagen. Also rief ich bei der Biodanza-Leiterin an, um meine Teilnahme in der letzten Sekunde sozusagen abzusagen.

Und dann passierte etwas, wofür ich heute unglaublich dankbar bin. Die Leiterin hörte mir zu und meinte dann: „Aber vielleicht wäre es gerade für Dich gut, doch zu kommen!“ Und sie ließ es mir danach offen, entweder zu kommen oder eben nicht.

 

Nach dem Telefonat hatte ich immer noch ziemlich Schiss. Aber ihr Satz hatte etwas in mir berührt und ich spürte – mit einigem Widerstand zwar – dass sie damit recht haben könnte. Und der Teil in mir, der unbedingt wieder tanzen wollte, der noch wusste, wie gut mir das erste Mal gefallen hatte, war ein winziges bisschen stärker. Gerade stark genug, dass ich mich nach einigem innerlichen Hin und Her entschied, doch zu fahren. Die Fahrt über die Autobahn war super stressig, weil ich nun so knapp dran war. Und die Parkplatzsuche in einem Viertel voller Einbahnstraßen grauenvoll. Ich kam völlig abgehetzt und verschwitzt ungefähr drei Minuten vor Beginn an, aber ich war da!

 

Natürlich brauchte ich ein paar Minuten, um wieder etwas zu mir zu kommen nach dieser Hetze. Und so richtig locker und gut gelaunt war ich immer noch nicht, als wir uns zunächst in einem Kreis zusammensetzten, in dem jeder sich kurz vorstellte und wir noch ein paar Worte zum Thema des Workshops hören durften.

Ich weiß noch genau wie ich in die Runde schaute und beim Betrachten der Gesichter innerlich dachte: „Oh man, was sind das alles hier für komische Leute. Wie soll das hier heute gut werden?“ Dabei völlig vergessend, dass ich selbst wahrscheinlich auch nicht den fröhlichsten und freundlichsten Ausdruck im Gesicht hatte.

 

Die verwandelnde Kraft von Biodanza

 

Nun ja, irgendwann finden wir an zu tanzen. Und ab diesem Moment, ab dem ersten Takt des Anfangskreises entfaltete Biodanza seine verwandelnde und transformierende Kraft. Ich spürte, wie ich mich nach und nach entspannte und meine Gedanken losließ. Ich konnte mich einlassen, einfach tanzen, die Musik in den Körper lassen und nach und nach den ganzen Stress und die ganzen Ängste des Vormittags loslassen.

 

Der Workshop war toll. Alleine in eine fremde Gruppe zu kommen: gar nicht mehr so schlimm. Wieder das Gefühl von Lebendigkeit und Leichtigkeit im Körper, die spürbare Verbundenheit mit mir und der Welt. Wieder kann ich mich nicht an die genauen Tänze erinnern. Auch nicht mehr an Einzelheiten, oder wer genau alles an diesem Tag dabei war. Wie ich heute weiß: ein Zeichen dafür, dass ich tief ins Erleben eintauchen konnte.

 

Doch an was ich mich ganz deutlich erinnere und was bis heute eins der größten Aha-Erlebnisse beim Biodanza für mich geblieben ist, war der Gedanke, den ich hatte als wir den letzten Tanz an diesem Tag tanzten: „Wie schön doch diese Menschen hier jetzt alle aussehen!“

 

Dankbar und froh!

 

Im Nachhinein bin ich natürlich einfach nur dankbar und froh darüber, dass ich mich getraut habe, an diesem Morgen über meinen Schatten zu springen. Für diesen leisen Schubs in die für mich richtige Richtung. Ansonsten wäre mein Leben wahrscheinlich sehr anders verlaufen. Ich würde heute z.B. nicht selbst Biodanza-Leiterin sein, nicht hier sitzen und diesen Blogartikel schreiben. Und auch viele andere gute Dinge wären wahrscheinlich nicht so passiert.

Seitdem jedenfalls begleitet mich Biodanza auf meinem Weg durchs Leben. Und ich freue mich immer wieder aufs Neue, die Verwandlung mitzuerleben, die im Laufe einer Vivencia geschieht. Die so deutlich spürbar im Körper passiert und in den leuchtenden Augen der Tänzer und Tänzerinnen nach Außen sichtbar wird.

 

Wie ist es bei dir? Hast du schon einmal Biodanza getanzt und wenn ja, wie und wo hast du es kennengelernt? Oder überlegst du noch, es einmal auszuprobieren?

 

 

Schreib‘ mir gerne in die Kommentare, ich bin gespannt!

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